Ostfriesland
Das Nationalgetränk der Ostfriesen ist der Ostfriesentee. Dabei handelt es sich um eine spezielle, kräftige Teemischung, wobei der Assam die Basis bildet. Mehrfach am Tag wird in der Küstenregion zur gemütlichen Teestunde gebeten: morgens zum Frühstück, vormittags, nach dem Mittagessen, wenn Besuch kommt, zum Abendbrot und oft sogar noch vor dem Schlafengehen.
Dabei wird der Tee nicht einfach nur getrunken, sondern seine Einnahme wird geradezu zelebriert. Und weil diese ostfriesische Kultur - mit der Zubereitung, der Art des Teetrinkens und dem Genießen des leckeren Heißgetränkes - weltweit einzigartig ist, ist sie als immaterielles Kulturerbe in die UNESCO-Bundesliste eingetragen worden. Die ostfriesische Teezeremonie beginnt mit der Zubereitung: In eine Teekanne werden so viele Teelöffel Tee gegeben und mit kochendem Wasser übergossen, wie Personen am Tisch sitzen. Nun muss das Getränk fünf Minuten ziehen. In dieser Zeit wird auf die Teetassen „Kluntje“ (Kandis) verteilt.
Wenn nun der Tee in die Tasse fließt, ist das typische Knistern des „Kluntje“ zu hören, der bei dem heißen Überguss zerspringt. Die Tasse wird auch nur bis zur Hälfte befüllt, sodass die Kluntje-Spitze noch herausragt. Nun folgt die Sahne, die mit einem speziellen „Rohmlepel“ (Sahnelöffel) entgegen dem Uhrzeigersinn vorsichtig am Tassenrand auf den Tee gegeben wird, um dann das typische „Wulkje“ (Wolke) zu bilden. Auf der Untertasse liegt zwar ein Löffel, dieser wird aber nicht zum Umrühren des Tees verwendet, denn die Ostfriesen genießen ihr Lebenselixier pur: von der sahnigen Oberfläche über den kräftigen Tee bis zum süßen Abschluss.
Dreimal ist Ostfriesenrecht, das heißt, dreimal wird der Tee (jeweils mit der Zugabe eines weiteren Löffels Tee) wieder aufgegossen und ausgeschenkt.
Wer dann noch Tee möchte, muss sich mit „Ofsuupsel“ - also verwässertem Tee – begnügen, denn nun wird die Kanne nur noch mit Wasser aufgefüllt. Wer keinen Tee mehr möchte, legt wortlos den Löffel in die Tasse.